Als diplomierter Fleischsommelier hat man auch das Privileg, das nun zum dritten mal stattfindende AMA Forum am A1 Ring besuchen zu dürfen. Und da stehen eine Menge von Rennboliden in der Gegend rum. In Mitten all der Manager aus Erzeugung und Handel fühlt man sich am Beginn ein wenig deplaziert, dies wurde aber durch ein sehr gutes Programm ausgeglichen: Thema war „Was Essen wir morgen“. Und dieses Thema wurde einerseits Philosophisch von Dr. Robert Pfaller und Dr. Thomas Ellrot betrachtet und am Nachmittag durch Impulsreferate von Innovativen Erzeugern und Startups ergänzt. Was mich beeindruckt hat, ist wie sich das Thema Ernährung gerade wandelt: Unzählige Ernährungsstile treffen auf den Handel und Erzeuger, die sich gleichzeitig mit Themen wie Bio, Regionalität, Tierwohl oder aber auch Kostendruck, Convenience Food, immer weniger Zeit zum Kochen und der gemeinsamen Nahrungsaufnahme herumschlagen müssen.
Um so mehr sind innovative Ideen gefragt. Hier meine Favoriten aus den Nachmittagsvorträgen (Ein Klick auf die Headline führt zu den Webseiten der Vortragenden):
Gerhard Zadrobilek, ehemaliger Radprofi, jetzt Wagyu Züchter
Unglaublich zu sehen, mit welcher Leidenschaft und auch anfänglichen Risiko einer Vision nachgegangen wird, höchstwertiges Fleisch zu produzieren. Mittlerweile über 40 Tiere zählt seine Herde die er selbst vermarktet und sich auch um den Vertrieb kümmert. Zusammen mit starken Partnern wie Wiesbauer, fokussiert der Quereinsteiger hochwertiges Fleisch wie guten Wein zu vermarkten. D.h Das Produkt und auch der Erzeuger selbt müssen bekannt sein. Er ist der festen der Überzeugung, das man das Produkt erleben muß und deshalb bietet er auch exklusive Verkostungen seines Produktes auf seinen Hof in Laab an! Hochwertige Lebensmittel muß man verkosten können und näher zum Konsumenten kommen – ein roter Faden den ich den gesamten Nachmittag verfolgen konnte. Ich plane definitv einen Besuch in meiner „Fast“ Nachbargemeinde Laab
Therese Imre, Gründerin und GF vom Markta, dem digitalen Bauernmarkt
Ein junge Dame, voller Energie und Überzeugung an Regionalität, kleine Produzenten und diese mit interessierten Endkonsumenten zu verbinden. Das spannende an dieser Plattform ist aber, das Sie auch Kreative und Agenturen miteinbindet. Damit kann sich der Bauern auf seine Kernkompetenz – das optimale Produkt – konzentrieren!
Es geht darum Geschichten zu erzählen, die es einem Konsumenten ermöglicht, das Herzblut mit dem diese Produkte erzeugt werden zu spüren. Über Markta kann man seine gewünschten Produkte liefern lassen, beim Produzenten ab Hof abholen oder auch bei bestimmten Sammelstellen in der Stadt abholen. Die Plattform startet in wenigen Wochen, ich bin schon sehr gespannt!
Andreas Gugumuck, Gründer und GF der „Wiener Schnecke“
Wer kann schon behaupten eine Farm mit 200.000 Tieren zu betreiben.
Andreas Gugumuck kann – Er züchtet auf seiner Future Farm in Rothneusiedl verschiedene Schneckenarten und vermarktet diese erfolgreich. Auch hier hat mich die Leidenschaft, der Fokus auf das Produkt und das erreichen einer Vision schwer beeindruckt. Seien Geschichte von der Geburt der Idee, bis zum näherbringen des für viele als abstossend gesehene Produkt „Schnecke“ ist beindruckend. Interessant war auch zu erfahren, das die Schnecke eine lange Geschichte in Wien hat, sehr gesund und auch gemeinsam mit Insekten ein sogenanntes „Future Food“ ist. Für mich persönlich ist das Thema Schnecke immer noch nichts (zu viel Kopfkino) aber interessant allemal.
Josef Neuhold, Eigentümer von JAGA’s Steirerei
Schön zu sehen wie man mit einem Direktvertrieb auch als Bauer erfolgreich sein kann. Auch hier war viel Herzblut, Unterstützung der Familie und auch langfristige Perspektive notwendig um Erfolgreich zu sein. Seine Geschichte vom Landwirt, der eigentlich als einzige Überlebensstrategie sieht seine Wertschöpfungskette zu erhöhen und Erzeugnisse wie Brot und Fleischprodukte aus seiner Landwirtschaft anzubieten, bis zum innovativen Unternehmer der seine eigene Bäckerei, Konditorei und Brennerei betreibt, ist beeindruckend. Ein Besuch in der Zukunft ist sicher geplant um sich den Betrieb, der seine gesamten Energiebedarf am Hof durch Photovoltaik abdeckt, anzusehen.
Insgesamt ein guter Tag (für den ich extra Urlaub genommen habe), den ich zusammen mit meinem Fleischsommelierkollegen Michael Novotny in Spielberg verbracht habe. Die Rennstrecke und das AMA Forum haben mich bestätigt: Das Thema Fleisch und hochqualitative Lebensmittel bleiben spannend, ein paar Ideen dazu schweben in meinem Kopf, mal sehen….
Nachtrag: Hier ein Link zu den Tagungsunterlagen und Video zur Veranstaltung von der AMA zu Verfügung gestellt!